Suchterkrankungen


Hier findet ihr einiges zum Thema Abhängigkeit und Substanzenmissbrauch, zu Verbreitung, Entstehung und auch ein paar Worte zu Therapie. 


Sucht

Sucht ist der umgangssprachliche Begriff für verschiedene medizinisch-psychologische Krankheitsbilder. In der Fachwelt ist er ersetzt worden durch die Begriffe

  • Abhängigkeitssyndrom für substanzgebundene Abhängigkeiten
  • Nichtstoffgebundenen Süchte, die auch als Tätigkeitssüchte bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich laut ICD-10 um abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle. Hierzu gehören z.B. die Spielsucht, Kleptomanie und die Kaufsucht.

 

Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Begriff Sucht von 1957 bis 1963. Danach wurde er zunächst durch Missbrauch und Abhängigkeit ersetzt. Schließlich wurde nach 1969 das Missbrauchskonzept zugunsten vier definierter Klassen des Gebrauchs verworfen:

  • Unerlaubter Gebrauch ist ein von der Gesellschaft nicht tolerierter Gebrauch.
  • Gefährlicher Gebrauch ist ein Gebrauch mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten.
  • Dysfunktionaler Gebrauch liegt vor, wenn psychischen oder sozialen Anforderungen nicht mehr gerecht geworden werden kann.
  • Schädlicher Gebrauch hat bereits schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) hervorgerufen.

 

Diese Bezeichnungen haben in das ICD-10 Eingang gefunden, allerdings findet sich im DSM-IV nach wie vor die Bezeichnung Missbrauch. Die Vermeidung des Terminus Sucht soll die Stigmatisierung Erkrankter vermeiden und deutlich machen, dass es sich beim Abhängigkeitssyndrom um eine Krankheit handelt.

 

Die Begrenzung des Abhängigkeitssyndroms auf stoffliche Abhängigkeiten macht zudem auf Unterschiede zu nichtstofflichen Abhängigkeiten aufmerksam; der Begriff ist damit differenzierter als der der Sucht, der unterschiedslos stoffliche und nichtstoffliche Abhängigkeiten umfasst.

In der Gesellschaft hat sich die Neuformulierung bisher kaum durchgesetzt. „Sucht“ ist weiterhin weit verbreitet und wird auch durch die Medien noch sehr häufig benutzt.

 

Abhängigkeit

Zur Diagnose des Abhängigkeitssyndroms müssen nach der ICD-10 mindestens drei der folgenden Kriterien während des letzten Jahres gemeinsam erfüllt gewesen sein:

  • Starkes, oft unüberwindbares Verlangen, die Substanz einzunehmen
  • Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft)
  • Körperliche Entzugssymptome
  • Benötigen immer größerer Mengen, damit die gewünschte Wirkung eintritt
  • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten, Vergnügen oder Interessen (das Verlangen nach der Droge wird zum Lebensmittelpunkt)
  • Fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen.

         

Die Klassifikation im ICD-10 ist in die verschiedenen Substanzen unterteilt.

Für jede der Kategorien kann in der ICD-10 die Art der Störung weiter klassifiziert werden:

  • Intoxikation (F1x.0)
  • Missbrauch/Schädlicher Gebrauch (F1x.1)
  • Abhängigkeit(F1x.2)
  • Entzugssyndrom(F1x.3)
  • Entzugssyndrom mit Delir(F1x.4)
  • Psychotische Störung(F1x.5)
  • Amnestisches Syndrom(F1x.6)
  • Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung(F1x.7)
  • Psychische oder Verhaltensstörung(F1x.8)
  • Nicht näher bezeichnete psychische oder Verhaltensstörung(F1x.9)

         

Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen

nach der ICD-10

 

F10

Störungen durch Alkohol

F11

Störungen durch Opioide

F12

Störungen durch Cannabinoide

F13

Störungen durch Sedativa oder Hypnotika

F14

Störungen durch Kokain

F15

Störungen durch sonstige Stimulantien einschließlich Koffein

F16

Störungen durch Halluzinogene

F17

Störungen durch Tabak

F18

Störungen durch flüchtige Lösungsmittel

F19

Störungen durch multiplen Substanzengebrauch und Konsum sonstiger psychotroper Substanzen

         

Begriffsbestimmungen

Missbrauch/Schädlicher Gebrauch

Von Missbrauch oder schädlichem Gebrauch spricht man, wenn es durch das Konsumverhalten zu körperlichen oder psychischen Gesundheitsschädigungen kommt.

 

Abhängigkeit

Abhängigkeit kann in körperlicher und/oder psychischer Art unterschieden werden, es gibt häufig Überschneidungen.

 

Psychische Abhängigkeit

Abhängige nehmen ihr übermächtiges Verlangen nach der Droge manchmal selbst nicht bewusst wahr. Sie verlieren das Interesse an ihrer Umwelt, halten Kontakte nicht mehr aufrecht und ziehen sich zurück. Sie haben die Kontrolle über ihren Drogenkonsum verloren.

Bei Reduktion oder Nichtkonsumierung des Suchtmittels, kommt es zu psychischen Entzugserscheinungen, wie u.a. Angst, Unbehagen, Nervosität und Depressionen.

Alle Drogen verursachen psychische Entzugserscheinungen.

 

Physische Abhängigkeit

Durch den regelmäßigen Drogenkonsum hat sich der Stoffwechsel des Betroffenen an die Zufuhr des Suchtmittels gewöhnt und es kommt zu einer Toleranzentwicklung. Das bedeutet, dass die Dosis der Droge allmählich erhöht werden muss, um den gleichen Wirkungseffekt wie am Anfang, zu erreichen.

Sobald der entsprechende Stoff dem Körper nicht mehr zugeführt wird, treten körperliche Entzugserscheinungen auf, die nur durch erneute Stoffzufuhr beseitigt werden können (Entzugssyndrom).

Entzugssyndrome sind unspezifisch und von den Substanzgruppen abhängig.

Auftreten können z.B. Zittern, Darmkrämpfe, Magenbeschwerden, Übelkeit, epileptische Anfälle, Schwitzen, Schlafstörungen, Unruhe, Delirium tremens.

 

Polytoxikomanie

Viele abhängige Menschen konsumieren mehrere Suchtmittel z.B. Alkohol und Zigaretten oder Heroin und Kokain. Die gleichzeitige Abhängigkeit von mehreren Drogen bezeichnet man als Polytoxikomanie.

Definition laut ICD-10: Über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten wiederholter Konsum psychotroper Substanzen aus mindestens drei verschiedenen Kategorien, wobei keine der Substanzen für sich dominierte.

 

Abhängigkeitspotential

Die Eigenschaft einer psychotropen Substanz, eine Person zum unbedingten erneuten Konsum zu veranlassen, heißt Abhängigkeitspotenzial bzw. Suchtpotenzial.

Das Abhängigkeitspotential ist somit per Definition substanzgebunden und lässt sich in psychisches und physisches Abhängigkeitspotential unterteilen. Das Abhängigkeitspotenzial beruht auf der Wirkung der Substanz auf den Stoffwechsel (physische Abhängigkeit) und auf der Stärke des durch die Substanz bewirkten Wohlgefühls (Belohnungsfaktor) bzw. der Stärke der erwünschten Wirkung (psychische Abhängigkeit).

         

Epidemiologie

Es gibt ca. 7% abhängige Menschen in Deutschland (ohne Tabak).

 

Alkohol stellt mit 3–5% der Bevölkerung das größte Problem dar. Frauen sind zwar nicht so häufig betroffen wie Männer, doch die Tendenz ist in den letzten Jahren ansteigend.

 

Die Zahl der medikamentenabhängigen Menschen wird auf etwa 1,3 Millionen (wobei hier die Anzahl der Frauen überwiegt)

 

Etwa 380 Menschen pro Tag oder jährlich etwa 140.000 Menschen sterben in Deutschland an den Folgen des Tabakkonsums.

 

Etwa 150.000 Menschen in Deutschland sind abhängig von Heroin.

 

Die Anzahl der Betroffenen, die illegale Drogen konsumieren ist deutlich niedriger, als die derer, die legale Drogen zu sich nehmen.

 

Ätiologie

Die Entstehung eines Abhängigkeitssyndroms ist als multifaktorieller Prozess anzusehen, bei dem biologische, psychische, soziale und gesellschaftliche Faktoren zusammenwirken. Eine Abhängigkeitserkrankung entwickelt sich in einem multikausalen und interaktiven Prozess.

 

Die wichtigsten Faktoren für eine Abhängigkeitsentwicklung sind:

 

1. Die spezielle Wirkung und Eigenschaft der Droge

2. Die Eigenschaften des jeweiligen Menschen

3. Das soziale Umfeld

         

Die psychotrope Substanz

 

Durch viele Drogen wird die Dopaminfreisetzung gesteigert, wodurch ein deutliches Wohlgefühl und Euphorie ausgelöst werden.

Bei vielen Menschen kommt es durch die Wirkung von Drogen zu positiv empfundenen Enthemmungen, Angstlösungen und Kontaktförderungen.

Die verschiedenen Drogen haben unterschiedliche Suchtpotenziale. Substanzen mit hohem Abhängigkeitspotenzial z.B. Heroin (Abhängigkeit nach ca. 2 Injektionen) machen sehr schnell süchtig.

Substanzen mit niedrigem Abhängigkeitspotenzial dagegen, können lange konsumiert werden bevor es zu einer Abhängigkeit kommt.

 

Eigenschaften des Individuums

  • genetische Faktoren
  • Verhaltens- und Lernfaktoren, Konditionierung; Konsum als positiver Verstärker um angenehmen Zustand herzustellen bzw. als negative Verstärkung, wenn es darum geht, Entzugssymptome zu beseitigen
  • Psychiatrische Komorbidität; „Selbstbehandlung“ psychischer Probleme wie z.B. Neurosen, Depressionen oder Ängste, Konfliktunfähigkeit, mangelnde Ich-Stärke
  • Flucht vor Problemen oder Versuch des Problemlösens.
  • Betroffene erhoffen sich durch den Drogenkonsum häufig eine Flucht aus der Realität, höhere Leistungsfähigkeit, gesteigertes Selbstvertrauen, Angst- und Schmerzfreiheit, Harmonie, Entspannung und / oder die Beseitigung innerer Leere, Missbehagen, Schuldgefühlen, Unruhe oder Schlafstörungen.

Soziales Umfeld

  • gestörte und belastende Familienverhältnisse aktuell und/oder in der Kindheit (Broken home) z.B. durch Fehlen eines oder beider Elternteile durch Trennung, Scheidung oder Tod,
  • Gruppenzwang, Gruppenanerkennung
  • elterliche Vorbilder (Lernen am Modell)
  • Angehörige verschiedener Berufe, wie z.B. Gastwirt (Alkohol), Mediziner, Apotheker (Medikamente)
  • Konfliktsituationen in Schule, Beruf, Partnerschaft, Familie
  • Überforderungssituationen
  • Isolation
  • Die Einstellung zur Droge; mitgeprägt durch Werbe- oder Modeeinflüsse, wie die in der Hippie-Mode propagierte Bewusstseinserweiterung durch halluzinogene Drogen
  • Konsumsitten; so war der Konsum von Cannabis im afrikanischen Raum in bestimmte Rituale männlicher Erwachsener eingebettet, ebenso der Gebrauch natürlicher Drogen wie Peyotl oder Meskalin in den religiösen Ritualen der Prärie-Indianer.

Folgen

Mögliche Folgen und Begleiterscheinungen eines Abhängigkeitssyndroms:

  • Gewichtsverlust
  • Schlafstörungen
  • Organschäden z.B. an Herz, Leber
  • Hautkrankheiten, Venenentzündungen
  • Infektionsanfälligkeit
  • Nervenschäden (z.B. Kribbeln und Taubheitsgefühle)
  • Stimmungsschwankungen
  • Interessenverlust, Gleichgültigkeit
  • geringe Kritik- und Frustrationstoleranz
  • Verlust des Arbeitsplatzes
  • Kriminalität (Beschaffungskriminalität, Drogenhandel u.a.)
  • sozialer Rückzug
  • Suizidgefahr

 

Entzugssyndrome bei akuter Intoxikation:      

  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Anfälle
  • Beruhigungs- oder Erregungszustände
  • Delir
  • Bewusstseinsverlust
  • exogene, drogenindizierte Psychosen

         

Exogene, drogenindizierte Psychosen

 

Sie können während und nach einem Drogenmissbrauch auftreten oder sie können nach einem vorher bestandenen Rauschzustand weiter anhalten.

 

Symptome sind:

  • Realitätsverlust, Wahrnehmungsstörungen
  • große Ängste
  • Flashbacks (Nachhallzustände)
  • Halluzinationen
  • Wahnideen, Wahnvorstellungen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Verworrenheit
  • Ekstase
  • Leibesmissempfindungen
  • schizophrenieforme, paranoid-halluzinatorische Psychosen
  • Korsakow-Syndrom mit Orientierungs- und Zeitgitterstörungen, Konfabulationen,  Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen

Therapie

Die Behandlung des Abhängigkeitssyndroms lässt sich in 4 verschiedene Phasen unterteilen, die allerdings nicht immer eindeutig voneinander zu trennen sind. Die Behandlung umfasst:

       

1. Kontaktphase

 

In dieser Phase kommt es darauf an, den Betroffenen zu motivieren eine Therapie zu beginnen und die weiteren Phasen durchstehen zu wollen, um von der Sucht los zukommen. Der Wille muss da sein, sonst hilft die beste Therapie nichts.

In dieser Phase wird ein Therapieplan entworfen.

 

2. Entgiftungsphase

 

Diese Entziehungsphase dauert ca. 3–6 Wochen. In dieser Zeit besteht eine erhöhte Suizidgefahr.

Durch plötzliches Absetzen der Drogen kommt es häufig zu starken Entzugserscheinungen und Delirien, die in einer Klinik abgefangen und behandelt werden.

 

3. Entwöhnungsphase

 

In dieser Phase, die ca. ein halbes Jahr dauert, müssen die Betroffenen lernen ohne Drogen zu leben und die psychische Abhängigkeit zu überwinden. Sie sollen Selbstvertrauen aufbauen und selbst Verantwortung übernehmen.

Dieses ist die schwerste und wichtigste Phase bei einer Suchttherapie. Den Betroffenen wird zu einer neuen Lebensperspektive verholfen.

Dieses kann ambulant oder stationär erfolgen. Wichtig ist, das soziale Umfeld, die Freizeitgestaltung und die Wohn- und Arbeitssituation zu klären und eventuell positiv umzustrukturieren.

 

4. Nachsorgephase

 

Hier geht es vor allem darum, dass der Betroffene nicht rückfällig wird. Dieses wird unterstützt durch Psychotherapie, Selbsthilfegruppen (z.B. Anonyme Alkoholiker), betreute Wohngemeinschaften u.ä..

Betroffene sollen ein Bewusstsein für ein Leben ohne Drogen entwickeln, damit sich der erreichte Zustand stabilisiert und sie ihren Alltag ohne Drogen gestalten können.

         

Prognose

Selbst wenn alle Phasen durchlaufen werden ist die Prognose von Abhängigkeitserkrankungen ungünstig.

 

Die Abhängigkeit ist eine chronische Erkrankung mit einem hohem Rückfallrisiko, das ein ganzes Leben lang bestehen bleibt. Rückfälle gehören zum Krankheitsbild und haben nichts mit einem persönlichen Misserfolg oder Versagen des Betroffenen zu tun.

 

Zwei Drittel aller positiv therapierten Menschen werden rückfällig. Bei Heroinsüchtigen beträgt die Rückfallhäufigkeit nach fünf Jahren noch bis zu 90% und bei Alkoholikern bis zu 80%.

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide

Zu den Cannabinoiden werden Haschisch und Marihuana gerechnet. Beim Wirkstoff handelt es sich um Tetrahydrocannabinol (THC). Weltweit ist Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Es kann geraucht (kiffen) oder auch gegessen werden (Kekse).

Cannabis wird als Einstiegsdroge angesehen.

Durch den Konsum kommt es zu einer psychischen, nicht aber zu einer physischen Abhängigkeit. Die Suchtpotenz ist gering (ähnlich wie beim Nikotin).

In den Niederlanden kann diese Droge legal erworben werden, in Deutschland zählt sie zu den illegalen Substanzen.

 

Wirkung                    

  • Entspannung
  • Angenehme Indifferenz und heitere Euphorie
  • verändertes Zeit- und Raumerleben
  • Intensivitätssteigerung optischer und akustischer Wahrnehmungen
  • Denkstörungen (vermindertes Abstraktionsvermögen, Ideenflucht)
  • Körperliche Symptome: Mundtrockenheit, Herzrasen, weite Pupillen

 

Bei Intoxikation:

  • Herzrasen
  • Halluzinationen, Illusionäre Verkennungen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Angst, Flashbacks (noch Tage bis Wochen später ohne erneute Einnahme möglich)

 

Entzugssyndrom:

  • Reizbarkeit
  • Ängstlichkeit
  • Schwitzen, Übelkeit
  • Schlafstörungen

 

Bei häufigem Konsum kann es zu verstärkter Symptomatik kommen (Kumulationseffekt). Es können sich misstrauisch-dysphorische Zustände entwickeln, schizophrenieartige paranoid-halluzinatorische Psychosen und ein amotivationales Syndrom.

 

Ein amotivationales Syndrom ist gekennzeichnet durch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Planlosigkeit und Apathie

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika

Sedativa sind Mittel, die eine Beruhigung auslösen. Das deutsche Wort hierfür ist Beruhigungsmittel.

Als Hypnotika bezeichnet man hingegen Mittel, die Schlaf auslösen, also Schlafmittel. Der Übergang ist fließend.

Verbindungen unterschiedlicher chemischer Struktur werden zu Hypnotika und Sedativa zusammengefasst. Sie wirken je nach Art und Dosis bewusstseinsdämpfend, sedierend (beruhigend, spannungs- und angstlösend), hypnogen (schlaferzwingend) oder narkotisierend. Die wichtigste Gruppe ist hier die der Benzodiazepine (z.B. Diazepam)

Sie haben ein hohes Suchtpotenzial. Schon nach einer zweiwöchigen regelmäßigen Einnahme ist eine psychische und körperliche Abhängigkeit möglich. Es kommt zu einer Toleranzentwicklung.

Benzodiazepine wirken psychisch entspannend, emotional harmonisierend, angstlösend (anxiolytisch). Sie sind im Gegensatz zu den früher gebräuchlichen Barbituraten, nicht zum Selbstmord geeignet

Tranquilizer wie z.B. Diazepam (Valium) gehören zu den am häufigsten verordneten Medikamenten.

 

Die Zahl der Benzodiazepin-Abhängigen in Deutschland wird auf etwa 1,2 Millionen geschätzt.

 

 

Bei chronischem Missbrauch kommt es zu folgenden Symptomen

Folgende Entzugserscheinungen können bei Absetzen auftreten

Euphorie und Dysphorie im Wechsel

Affektlabilität

Abstumpfung

Sedierung, Verlangsamung

Bewusstseinstrübung

Gedächtnisstörungen

Erregungszuständen

Wesensänderung (Antriebs- und Interesselosigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsschwächen)

Dysarthrie

Ataxie

Tremor

Abmagerung

ängstlich-dysphorische Stimmung

innere Unruhe

Überwachheit

Delir

Halluzinationen

Tremor

Krampfanfälle

Muskelzucken

vegetative Dysregulationen (Durchfall, Erbrechen o.ä.)

Kreislaufstörungen

 

Barbiturate und Benzodiazepine dürfen, im Gegensatz zu den anderen Suchtstoffen, wegen der Gefahr von Delirien und Krampfanfällen nur fraktioniert entzogen werden. Der Entzug sollte sich über 6–8 Wochen erstrecken. Unterstützend können hierbei Neuroleptika oder Antidepressiva gegeben werden.

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain

Kokain wird aus den Blättern des Coca-Strauchs gewonnen. Es wird meist geschnupft oder in veränderter Form (mit Backpulver versetzt) als „Crack“ geraucht. Beim Kokainkonsum kommt es zu keiner Toleranzentwicklung und keiner körperlichen Abhängigkeit, jedoch zu einer starken psychischen Abhängigkeit.

 

Mögliche Entzugserscheinungen sind:

  • Dysphorische Stimmung
  • Müdigkeit
  • Albträume
  • Schlaflosigkeit oder Hypersomnie
  • Appetitsteigerung
  • Psychomotorische Verlangsamung oder Unruhe

 

Bei andauerndem Gebrauch kann es zu einem starken körperlichen Verfall und schweren psychischen Schäden kommen.

 

Symptome und Folgeschäden:

  • Erregung, Rededrang, Glücksgefühle, Euphorie, Hemmungsabbau, reduziertes Hunger- und Durstgefühl, Leitungssteigerung
  • Blutdruckerhöhung
  • Pupillendilatation
  • Gewichtsverlust
  • Delir
  • paranoid-halluzinatorische Psychose
  • taktile Halluzinose (Würmer oder Kristalle unter der Haut)
  • Impotenz
  • Herzrasen
  • fahrige Betriebsamkeit, Angst
  • teils Krampfanfälle
  • Wesensänderung
  • Suizidalität
  • u.U. Todesfälle durch Herzstillstand, anaphylaktischem Schock, Atemstillstand

Psychische und Verhaltensstörungen durch andere Stimulanzien

Hierzu gehören synthetisch hergestellte Mittel, die aufputschend wirken, wie Ephedrin, Methylphenidat (Ritalin), Ecstasy und andere. Sie werden im Volksmund als „Designerdrogen“ oder „Speed“ bezeichnet. Zu medizinischen Zwecken werden sie zur Behandlung von Narkolepsie, des hyperkinetischen Syndroms und teilweise auch als Appetitzügler eingesetzt.

Bei Missbrauch von diesen Stoffen kommt es zu einer psychischen Abhängigkeit.

 

Ihre Wirkung besteht in:

  • verringertem Schlafbedürfnis, Wachheit
  • Antriebs- und Aktivitätssteigerung
  • Appetitzüglung
  • Enthemmung, Selbstüberschätzung
  • Euphorie, Glücksgefühlen
  • Kraftgefühlen
  • Angstfreiheit
  • teilweise halluzinogene Wirkungen
  • erhöhter Blutdruck, erhöhte Pulsfrequenz

 

Bei der Einnahme von Amphetaminen kommt es zu einer raschen Gewöhnung mit Dosissteigerung.

 

Entzugserscheinungen sind:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • depressive Zustände
  • Angst
  • Kreislaufstörungen

 

Nebenwirkungen und Komplikationen

  • trockener Mund
  • Verkrampfungen (meist Kiefermuskulatur)
  • nachlassende Sehschärfe
  • Zittern, Schwitzen
  • Übelkeit
  • schneller Puls
  • Depressivität
  • Angststörungen, Verfolgungswahn
  • Schlafstörungen
  • optische, akustische und haptische Halluzinationen
  • Kreislauf- und Herzversagen, Kollaps
  • Hirnblutungen
  • beruflicher und sozialer Abstieg

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene

Zum Halluzinogen-Typ gehören z.B. Meskalin (aus Kakteen hergestellt), Psilocybin (Pilze), und das chemisch hergestellte LSD.

Diese Stoffe führen zu psychischer, nicht aber zu körperlicher Abhängigkeit. Bei Einnahme kann es zu Halluzinationen jeglicher Art und anderen Wahrnehmungsstörungen kommen.

Bei häufigem Gebrauch entwickelt sich eine schnelle Toleranz, nach dem Absetzen wird kein Entzugssyndrom beobachtet.

Meistens werden diese Substanzen nur gelegentlich konsumiert.

LSD wurde 1942 von dem Chemiker Albert Hoffmann entdeckt. Es wurde damals zur Psychoseerforschung eingesetzt, um Modellpsychosen zu erzeugen.

 

Der Ablauf eines Rauschzustandes ist mehrphasig und dauert etwa 6–8 Stunden.

 

Phase 1 – Initialstadium

  • Tachykardie
  • Unruhe
  • Schwindelgefühle

Phase 2 – Rauschphase

  • Intensivierung der Sinnesreize
  • Halluzinationen (vor allem Formen und Farben aber auch andere)
  • szenenhafte Erlebnisse
  • Derealisation, Depersonalisation
  • alles erscheint intensiver, wahrer, bedeutsamer, ästhetischer
  • Bewusstseinserweiterung
  • starke Klarheit
  • eher ein ruhiger Zustand
  • verstärkte Assoziationen
  • Coenästhesien
  • verändertes Zeiterleben
  • Horrortrip (Angstreise) möglich: Panische Angst, wahnhafte paranoide Verstimmung, Erregung, Realitätsverlust

Phase 3 – Erholungsphase

  • meist quälende Depressionen
  • manchmal schizophrenieartige Durchgangssyndrome

Phase 4 – Nachwirkungsphase

  • Flashbacks (Echopsychose, Nachhallpsychose), kann noch bis zu einem halben Jahr nach der letzten Einnahme auftreten
  • Persistierende Psychosen mit Halluzinationen, die auch ohne erneute Einnahme von Halluzinogenen vorhanden sind
  • Bei chronischem Missbrauch kann sich eine irreversible Wesensänderung entwickeln.

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak

Tabak ist eine legale Droge. Das im Tabak enthaltende Nikotin ist Sucht auslösend. Anders als bei vielen anderen Drogen kommt es bei der Nikotinsucht nicht zu einem Kontrollverlust, jedoch zu einer starken psychischen Abhängigkeit.

Ca. 28% der über 15 Jahre alten Menschen sind Raucher, das entspricht etwa 20 Millionen Deutschen.

Bei Männern ist der Anteil in den letzten 10 Jahren um ca. 2% zurückgegangen, bei Frauen um ca. 1% angestiegen

Etwa 70-80% der Raucher erfüllen die Kriterien einer Nikotinabhängigkeit.

 

Nikotinabhängigkeit hat eine hohe Mortalität. Etwa 50% der Raucher sterben frühzeitig an einer Folgekrankheit des Tabakkonsums. Schwerwiegende Folgeerkrankungen sind z.B.:

  • Herz- und Kreislauferkrankungen
  • deutlich erhöhtes Krebsrisiko für verschiedene Organe
  • Lungenschäden
  • hoher Blutdruck
  • Schlaganfälle
  • Mütter, die in der Schwangerschaft rauchen, bekommen häufig untergewichtige Babys.

 

Nikotinentzugssymptome:

  • Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme
  • Starkes Verlangen zu Rauchen
  • Angst
  • Abfall der Herzfrequenz und des Blutdrucks
  • Kopfschmerzen
  • erhöhter Appetit
  • Schlafstörungen

 

Zur Therapie sind zum einen psychotherapeutische Maßnahmen geeignet, zum anderen gibt es medikamentöse Entwöhnungshilfen.

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch flüchtige Lösungsmittel

Hier kommt es zum Einatmen (Schnüffeln) verschiedener Stoffe, wie Lösungs- und Reinigungsmittel, Sprays, Klebstoffe, Äther, Holzleim oder ähnliches.

Beim Schnüffeln kann sich eine Toleranzentwicklung mit starker psychischer aber selten physischer Abhängigkeit entwickeln.

 

Die Stoffe wirken narkotisierend und führen zu einem Rauschzustand mit:

  • Aggressivität
  • Verwirrtheit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Euphorie
  • Traumgefühl
  • Apathie
  • Ataxie
  • Entspannung
  • Halluzinationen

 

Bei chronischem Missbrauch können irreversible Schäden entstehen, wie Leberschäden, Knochenmarksschäden, Hirnatrophie und Polyneuropathie.

 

Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide

Die wichtigsten Stoffe, die zu den Opiaten gezählt werden sind Opium, Morphium, Heroin, Methadon und Codein. Sie werden hauptsächlich zur Schmerzbekämpfung eingesetzt und haben ein hohes Suchtpotenzial. Alle sind verschreibungspflichtig und unterliegen zum größten Teil den strengen Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes.

 

Die meisten dieser Substanzen werden in der Drogenszene intravenös gespritzt, was die Gefahr beinhaltet, dass sich Betroffene mit Krankheiten infizieren (z.B. HIV, Hepatitis) oder auch tödliche Überdosen injizieren. Kurz nach einer Injektion kommt es bei Konsumenten zu einem Rauschzustand mit Wärmegefühlen, Euphorie, Geborgenheitsgefühlen, Schmerzfreiheit, hohem Selbstvertrauen, Glücksgefühlen und Tagträumen. Danach folgen eine Phase der Sedierung mit Apathie und schließlich psychomotorische Verlangsamung und kognitive Störungen. Mit zunehmender Intoxikation kann es zu Verwirrtheit, Somnolenz und Koma kommen.

 

Opiate führen relativ schnell zu einer Entwicklung von Abhängigkeit, Toleranz und Entzugserscheinungen. Beispielsweise kann der Konsum von Heroin schon nach ca. 2 Injektionen zu einer Abhängigkeit führen.

Etwa 8 Stunden nach Einnahme der Droge entwickeln sich Entzugserscheinungen, die nach 12–30 Stunden ihr Maximum erreichen.

Beim Entzug kann unterschieden werden zwischen „kaltem“ Entzug ohne Medikamente (hohe Abbruchrate) und opioidgestützem „warmen“ Entzug zum Beispiel mit Methadon.

  

 

 

Symptome während der Abhängigkeit

 

 

Entzugssymptomatik

 

Enthemmung

Apathie, Ataxie

undeutliche Sprache

Atemdepression, Atemstillstand bei Überdosierung

Verengung der Pupillen (Miosis)

Bewusstlosigkeit, bis zum Koma bei Überdosierung

Blutdrucksenkung

Reaktionsverlangsamung, Leistungsabfall

Übelkeit, Erbrechen

Haut wird fahl, schlaff, trocken

Tremor

Gewichtsverlust

sinkende Libido und Potenz, Impotenz

Obstipation

Haarausfall

Stimmungslabilität

Wesensänderung

Beschaffungskriminalität, Prostitution

Vernachlässigung des sozialen Umfeldes (nur die Szene ist wichtig)

 

ängstlich-depressive Grundstimmung

Wein- und Schreikrämpfe

Unruhe, Gereiztheit

weite Pupillen (Mydriasis)

Tränen- und Nasenfluss, Niesen

Schwitzen

Zittern

Gliederschmerzen, Muskelkrämpfe

Anstieg von Blutdruck und Temperatur, Tachykardie

erhöhte Atemfrequenz

Durchfall, Erbrechen, Magenschmerzen

Schlaflosigkeit

Erregung, Verzweiflung, Gänsehaut

Gähnen

Kollaps