Ängste - in gewissem Umfang gehören sie zu unserem Leben. Kritisch wird es, wenn sie bestimmend werden und man den eigenen Raum durch sie immer weiter einschränkt.
Der Text behandelt die allgemeine Definition von Angsterkrankungen, ihre Verbreitung, verschiedene Theorien zu ihrer Entstehung und reißt kurz Möglichkeiten der Behandlung an.
Angststörung ist ein Sammelbegriff für eine psychische Störung, bei der eine unspezifische Angst oder die konkrete Furcht vor einem Objekt oder einer Situation im Vordergrund steht.
Im Fall einer konkreten Furcht spricht man von einer phobischen Störung.
Allen Angststörungen ist gemeinsam, dass die Betroffenen übermäßig starke Ängste haben vor Dingen, vor denen Menschen ohne Angststörung keine oder in weit geringerem Maß Angst oder Furcht empfinden können. Dabei erkennen die betroffenen Personen eventuell zeitweise, dass ihre Angst übermäßig oder unbegründet ist.
Menschen mit Angststörungen empfinden selber oft gar nicht die Angst als das hervorstechende Symptom. Stattdessen werden häufig körperliche Symptome, wie etwa Schwindel, Herzrasen, Zittern, verminderte Belastbarkeit oder auch Magen-Darm-Beschwerden zuerst genannt.
Als orientierende Merkmale zur Diagnose einer pathologischen Angst lassen sich zwei Kriterien nennen:
Angst kann vor allem dann den Stellenwert einer Krankheitsbeeinträchtigung gewinnen, wenn
Allgemeine Angstsymptome sind:
Jeder vierte Patient mit Angststörung klagt über chronische Schmerzen.
Da insbesondere die einfachen Phobien nicht immer das Alltagsleben beeinträchtigen, ist eine Bestimmung der Häufigkeit nicht einfach. Sie treten in der Allgemeinbevölkerung mit einer Lebenszeitprävalenz von insgesamt ca. 15-25% auf.
Die Lebenszeitprävalenz in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa:
11 % für die einfachen Phobien
13 % für die soziale Phobie
5 % für die Agoraphobie
5% für die generalisierte Angststörung
3-4% für die Panikstörung
Generell treten Angststörungen bei Frauen etwa doppelt so häufig wie bei Männern auf.
Angststörungen sind bei Frauen die häufigste psychiatrische Störung (vor den Depressionen), bei Männern die zweithäufigste psychische Störung (nach dem Alkoholmissbrauch).
In klinischen Stichproben sind Panikstörungen und Agoraphobien die häufigsten Angststörungen, gefolgt von sozialen Phobien, während in der Allgemeinbevölkerung soziale und spezifische Phobien am weitesten verbreitet sind.
Der Erkrankungsbeginn liegt meist in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter.
Der Verlauf unbehandelter Angststörungen ist ungünstig, in der Regel verlaufen sie chronisch. Nur bei etwa 20% sind Spontanheilungen zu beobachten.
Es gibt verschiedene psychologische Modelle und Theorien zur Ätiologie der Angststörungen. Außerdem wurden verschiedene genetische und neurobiologische Faktoren beschrieben, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Ängste eine Rolle spielen könnten.
Man unterscheidet:
Tiefenpsychologische Modelle
Die Hauptabwehrmechanismen des Phobikers sind
Nach psychoanalytischem Verständnis handelt es sich bei der Ausbildung einer Phobie um das Ergebnis einer intrapsychischen Abwehr:
angsterregende Bewusstseinsinhalte werden verdrängt, wobei an die Stelle der ursprünglichen Inhalte belanglose äußere Situationen gesetzt werden.
Die Angst wird also an einen anderen "harmlosen" Ort verschoben, dem der "eigentliche (verbotene und deshalb angstbesetzte und verdrängte) Inhalt" nicht mehr angesehen und zugeordnet werden kann.
Die Verschiebung ist für den Betreffenden selber nicht mehr bewusst.
Es ist zu beachten, dass die Phobie mehr als einfache Verdrängung ist. Diese würde zu einer akzeptablen Lösung nicht ausreichten.
Durch die Verdrängung des spezifischen Vorstellungsinhaltes erfährt nämlich die vorher gebundene und gerichtete Furcht eine Regression zu einer ungebundenen undifferenzierten diffusen Angst, die wegen des freien Flottierens äußerst schlecht zu ertragen ist. In einer zweiten Phase muss daher der Hauptabwehrmechanismus des phobischen Modus, nämlich die Verschiebung, zum Einsatz kommen, wodurch "künstlich" die Bindung an einen neuen Inhalt erreicht wird. Eine Form der Angst wird somit als Abwehr gegen eine andere Angst benutzt.
Der Vorteil des Verschiebungsmechanismus liegt darin, dass aus der ursprünglichen inneren Gefahr eine äußere konstruiert wird: eine äußere Gefahr hat den "Vorteil", dass sie leichter vermieden werden kann als eine innere.
Bei der Wahl des phobischen Objektes spielen Symbolisierungen eine entscheidende Rolle.
Im Gegensatz zu den Phobien ist die generalisierte Angststörung gekennzeichnet durch frei flottierende Ängste, die psychischen Abwehrmechanismen versagen hier weitgehend bei dem Versuch, die Angst zu binden und auf ein Objekt auszurichten (wie dies etwa bei der Phobie gelingt).
Damit gehört diese Angstform zu den schwereren Angststörungen und verweist auf eine "strukturelle Störung", also auf eine Störung, die nicht primär durch einen inneren Konflikt bedingt ist, sondern durch eine Verletzlichkeit der Persönlichkeitsorganisation.
Desintegrationsängste, Verfolgungsängste oder Trennungsängste können dominieren, was jeweils andere Leitlinien für die psychotherapeutische Behandlung erfordert.
Patienten mit generalisierten Angststörungen benötigen oft sehr viel psychische Energie, um nicht von den Ängsten überwältigt zu werden. Diese Energie steht dann für andere wichtige Leistungen nicht mehr zur Verfügung.
Es finden sich oft Beeinträchtigungen der Konzentration und in der Regulation der Affekte.
Angstpatienten sind meist schnell erregbar, meist in dauerhafter Anspannung. Stimmungsmäßig wechseln sie oft zwischen manischen Größen- und Allmachtsphantasien einerseits und Vernichtungsgefühlen andererseits.
Historische psychoanalytische Untergliederung der Neurosen mit Angstsymptomen
Anfallsartig auftretende Angst mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Schwindel und Ohnmacht-gefühlen |
|
Herzangstneurose |
auch Herzneurose, Herzphobie oder somatoformes kardiovaskuläres Syndrom nach ICD-10: Herzschmerzen mit Angst vor Herzinfarkt, (unbewusster Trennungskonflikt mit Anklammerungs-tendenz und Ambivalenz), meist Männer, Alter zwischen 30 und 40 |
Angstneurose |
Diffuse Angstzustände mit dauerhafter Besorgnis und Anspannung ohne auf ein Objekt gerichtet zu sein („frei flottierend“) mit Reizbarkeit, Übelkeit, Nervosität |
Phobien |
Angst ist auf Objekt oder Situation gerichtet, z.B. Spinnen, Fahrstühle oder Menschen, Vermeidung u. Flucht; mehr „Ich-Stärke“ und bessere Konfliktabwehr als bei Angstneurose |
Zwangsneurose |
Zwangsimpulse, -gedanken und –handlungen, die selbst als übertrieben erkannt werden (Abwehr von aggressiven Triebimpulsen bei rigidem Über-Ich, z.B. durch Neutralisieren) |
Hypochondrie |
Starke Angst an schwerer Krankheit zu leiden oder zu erkranken, hohe Selbstbeobachtung |
Neurasthenie |
Schnelle Erschöpfbarkeit, geringe Belastbarkeit, Schwäche, Müdigkeit, Schlafstörungen |
Gegenüberstellung historischer/moderne Bezeichnungen
Früher |
Heute |
Angstanfall |
Panikstörung |
Herzangstneurose |
somatoforme, autonome Funktionsstörung |
Angstneurose |
Generalisierte Angststörung |
Phobie |
Phobie |
Zwangsneurose |
Zwangsstörung |
Hypochondrie |
Hypochondrie |
Zwei-Faktoren-Theorie nach Mowrer
Die Zwei-Faktoren-Theorie der Angst besagt, dass Ängste
Klassische Konditionierung
Das Modell der Klassischen Konditionierung geht davon aus, dass ein ursprünglich neutraler Stimulus (z.B. ein Kaufhaus) durch das gleichzeitige Anbieten eines unkonditionierter Stimulus (z.B. Herzrasen nach Koffeinkonsum oder durch psychische Stresssituation) zu einem konditionierten Stimulus werden kann.
Auf den unkonditionierten Stimulus (Koffein/ Stress) reagiert ein Individuum mit einer angeborenen, unkonditionierten Reaktion (Herzrasen).
Durch die Verknüpfung des unkonditionierten Stimulus mit dem konditionierten Stimulus wird provoziert, dass auch der konditionierte Stimulus diese Reaktion hervorrufen kann, die dann konditionierte Reaktion (Herzrasen im Kaufhaus) genannt wird.
Die Konfrontation mit dem konditionierten Stimulus kann zukünftig als konditionierte Reaktion Angst auslösen.
Operante Konditionierung
Da die konditionierte Reaktion (Angst) für die Betroffenen sehr unangenehm ist, versuchen sie die auslösenden Reize (konditionierten Stimuli, z.B. Kaufhaus) zu vermeiden.
Hierdurch lernt der Betroffene, dass er die Angst durch die Vermeidung des Stimulus vermeiden kann, wodurch es jedoch zu einer negativen Verstärkung mit Ausweitung und Aufrechterhaltung des Vermeidungsverhaltens kommen kann (Operante Konditionierung
Beispiel
Ein Mensch erlebt in einer voll besetzten Straßenbahn eine übergroße Nähe zu anderen Menschen (unkonditionierter Stimulus). Diese ruft bei ihm Gefühle der Ohnmacht , Angst und Bedrohung hervor (unkonditionierte Reaktion). Die Straßenbahn kann somit zum konditionierten Stimulus werden, was im Sinne der klassischen Konditionierung zu einer Angst vor dem Straßenbahn-Fahren (konditionierte Reaktion) führen kann.
Wenn der Betroffene im weiteren Verlauf das Straßenbahn-Fahren vermeidet, kann es dadurch zu einer Verstärkung und Aufrechterhaltung der Angst kommen (operante Konditionierung).
Theorie der Biological Preparedness nach Seligman
Seligman versuchte durch seine Theorie der Biological Preparedness den Umstand der zu erklären, warum bestimmte Situationen wie große Höhen oder Dunkelheit eher Angst auslösen können, als in der Realität gefährlichere Situationen bzw. Objekte wie z.B. Zigaretten oder Steckdosen.
Nach dieser Theorie findet eine Konditionierung der Angstreaktion vorrangig dann statt, wenn ein Individuum mit Reizen konfrontiert wird, die in früheren Phasen der Evolution eine massive Bedrohung darstellten.
Diathese-Stress-Modell (auch Vulnerabilitäts-Stress-Modell genannt)
Nach diesem Modell, gibt es bestimmte verursachende Bedingungen, welche die Vulnerabilität eines Individuums, an einer Angststörung zu erkranken, erhöhen. Dies können z.B. Erfahrungen in der Lebens- und Lerngeschichte, genetische Faktoren oder bestimmte Persönlichkeitsstile sein.
Bestimmte auslösende Faktoren wie z.B. Stress,körperliche Krankheiten, Medikamenten- oder Drogeneinfluss können dann zum Auftreten der Angstsymptome führen.
Durch aufrechterhaltende Faktoren wie z.B. Vermeidungsverhalten oder Abwehrmechanismen kann es zu einer Chronifizierung der Ängste kommen.
Genetische Faktoren
Eineiige Zwillinge scheinen eine erhöhte Konkordanz bezüglich des Auftretens von Panikstörungen oder Phobien zu haben. Es besteht die Vermutung, dass ein genetischer Einfluss eine Rolle spielen kann. Ein bestimmtes Gen, das für das Auftreten einer Angsterkrankung verantwortlich sein könnte, wurde jedoch noch nicht identifiziert. Vermutlich hat auch - wenn überhaupt - nicht nur ein einzelnes Gen einen Einfluss auf die Angstsymptomatik sondern ein komplexes System mehrerer zusammen wirkender Gene.
Die Angehörigen ersten Grades von Betroffenen mit einer Panikstörung oder einer Phobie haben ein im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung etwas erhöhtes Risiko, selbst an einer Panikstörung bzw. Phobie zu erkranken.
Neuroanatomische Modelle
Es gibt verschiedene Untersuchungen zu den neurobiologischen Mechanismen bei der Entstehung von Angststörungen, wobei ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen angenommen wird. Soweit bekannt, sind insbesondere der Hirnstamm, das limbische System (u.a. Amygdala u. Hippocampus) sowie der Kortex an der Angstreaktion beteiligt.
Neurotransmittermodell
Bei der Entstehung von Ängsten wird die Rolle verschiedener Neurotransmittersysteme diskutiert. Es handelt sich hierbei unter anderem um:
Anhand der geschilderten Symptome kann im ärztliche oder psychotherapeutische Gesprächeine eine erste Verdachtsdiagnose gestellt werden.
Um körperliche Beschwerden der Angst, (zum Beispiel Atemnot und Herzrasen), von einer organischen
Erkrankung unterscheiden zu können, muss eine medizinische Untersuchung zum Ausschluss einer körperlichen Ursache erfolgen. (Blutuntersuchung, EKG usw.).
In der testpsychologischen Diagnostik der Angststörungen kann neben der Durchführung von strukturierten Interviews ergänzend die Durchführung von speziellen störungsspezifischen Testverfahren hilfreich sein, wie z.B. das Beck-Angst-Inventar (BAI).
Differentialdiagnose
Das Symptom Angst ist differentialdiagnostisch unspezifisch. Angst kann auftreten, als
Angst kommt als Begleitsymptom bei fast allen anderen psychischen Störungen vor. So ist Angst z.B. auch ein Symptom bei
Angst kann auch bei körperlichen Erkrankungen, auftreten.
Herz-Kreislauf Erkrankungen |
z.B. Arrhythmien, Koronare Herzkrankheit, Angina pectoris, Herzinfarkt, Hypotonie |
Erkrankungen der Atemorgane |
z.B. Asthma, chronisch obstruktive Pneumopathie, Lungenembolie, Lungenödem |
Endokrinologische Erkrankungen |
z.B. Hyperthyreose / Hypothyreose, Hyperkortisolismus, Hypoglykämie, Karzinoid |
Immunologische Erkrankungen |
z.B. Anaphylaxie, Systemischer Lupus erythematodes, Arteriitis temporalis |
Neurologische Erkrankungen |
z.B. Temporallappenepilepsie, Hirntumoren, Enzephalopathie (infektiös, metabolisch, toxisch), Multiple Sklerose, Syndrom nach Commotio, Vestibuläre Erkrankungen |
Weitere internistische Erkrankungen |
z.B. Anämie, Elektrolytstörungen, Porphyrien |
Zudem kann Angst auftreten im Rahmen medikamentöser Behandlungen, sowie durch Sucht- und Genussmittel.
Bei Suchtmitteln muss sowohl an eine Intoxikation als an ein Entzugssyndrom gedacht werden.
Pharmakologisch-toxische Ursachen von Angst
Appetitzügler |
Sympathomimetika |
Anticholinergika, L-Dopa |
Schilddrüsenhormone |
Kortikosteroide |
Hypotensiva |
Medikamentenallergien |
Alkohol |
Nikotin, Cannabis |
Amphetamine, Kokain, LSD |
Opiate |
Benzodiazepine |
Barbiturate |
Koffein |
Eine primäre Angststörung kann diagnostiziert werden, wenn alle diese Störungen, die eine Angstsymptomatik haben, ausgeschlossen werden können.
Mehr als 50% aller Patienten mit einer Angststörung erfüllen auch die Kriterien für zumindest eine weitere Angststörung.
Panikattacken kommen nicht nur bei der Panikstörung und als Symptom anderer Angststörungen vor, sondern auch bei vielen anderen psychischen Störungen.
Die angstlösende Wirkung von Alkohol, Benzodiazepinen und anderen Substanzen erhöht das Risiko für die Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen.
Eine enge Assoziation besteht zwischen Angst und Depression. Angststörungen sind primäre Störungen, die das Risiko einer sekundären Depression erhöhen. Meist tritt demnach die Depression nach der Angststörung auf. Eine Depression beeinträchtigt im Unterschied zu den Angststörungen alle Lebensbereiche.
Bei vielen Menschen mit Angststörungen lässt sich auch eine Persönlichkeitsstörung diagnostizieren. Es wurden z.B. bei 40-60% der Panikpatienten mit und ohne Agoraphobie gleichzeitig eine oder mehrere Persönlichkeitsstörungen gefunden. Meistens handelt es sich hierbei um eine dependente (abhängige) oder um eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung.
Angststörungen werden meistens durch eine Kombination von psychotherapeutischen Methoden und Medikamenten behandelt.
Tiefenpsychologisch fundierte Therapie
Psychoanalytische und tiefenpsychologische Behandlungsmethoden basieren auf den theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse, denen zufolge die Angstsymptomatik Ausdruck eines unbewussten Konfliktes mit misslungener Kompromisslösung ist. Die Aufdeckung dieses Konfliktes und das „Durcharbeiten“ unter Reaktivierung der ursprünglichen Affekte sollen den Angstaffekt überflüssig machen und zum Verschwinden bringen.
Verhaltenstherapie
Bei der Verhaltenstherapie geht es v.a. darum, sich den Ängsten und angstbesetzten Situationen gezielt und in zunehmender Dosis auszusetzen, bis alle zuvor gemiedenen Situationen wieder in Besitz genommen und in das normale Leben integriert werden können.
Man bedient sich hierzu der Reizkonfrontation (Exposition), die in zwei Formen ablaufen kann.
Es kann unterschieden werden, ob die Angstkonfrontation:
Näheres zur dieser Art der Therapie findet ihr hier.
Kognitive Therapie
Bei der Kognitiven Therapie, die häufig mit klassischen verhaltenstherapeutischen Verfahren kombiniert wird, soll der Patient seinen Denk- und Bewertungsstil ändern.
Theoretische Grundlage ist die Annahme, dass vor allem eine „Fehlbewertung“ der angstauslösenden Situation die heftige Angst und Vermeidungsreaktion hervorruft und immer weiter verstärkt.
Zum Einsatz kommen:
Antidepressiva
Um das Risiko einer Abhängigkeit auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Benzodiazepine nur nach sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und über möglichst kurze Dauer eingenommen werden. Ob eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, muss regelmäßig überprüft werden.
Bei den Angststörungen unterscheidet man die Phobien und die so genannten frei flottierenden Ängste.
Als Phobie bezeichnet man Angststörungen, bei denen die Angst auf ganz bestimmte Situationen oder Auslöser gerichtet ist. Beispiele für Phobien sind zum Beispiel die Agoraphobie und die Soziale Phobie, sowie die Spezifischen Phobien wie die Höhenangst oder die Flugangst.
Von den Phobien unterschieden werden die so genannten frei flottierenden Ängste. Bei diesen Angststörungen treten die Ängste spontan, ohne bestimmte Auslöser auf. Zu den frei flottierenden Ängsten gehören die generalisierte Angststörung sowie die Panikstörung.
Unterteilung der Angststörungen
- Tierphobien: zum Beispiel Angst vor Spinnen (Arachnophobie), Insekten, Hunden, Mäusen.
- Situative Phobien: Flugangst, Höhenangst, Tunnel, Aufzüge, Dunkelheit
- Natur-Phobien: zum Beispiel Donner, Wasser, Wald, Naturgewalten.
- Anblick von Blut, Spritzen, Verletzungen.
- Panikstörungen: Spontan auftretende Angstattacken, die nicht auf ein spezifisches Objekt oder eine spezifische Situation bezogen sind. Sie beginnen abrupt, erreichen innerhalb weniger Minuten einen Höhepunkt und dauern mindestens einige Minuten an.
- Generalisierte Angststörung: Eine diffuse Angst mit Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen über alltägliche Ereignisse und Probleme über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten, begleitet von weiteren psychischen und körperlichen Symptomen.
Wesentliche Merkmale der verschiedenen Angsterkrankungen
Panikstörung und Agoraphobie |
Wiederholt plötzlich und unerwartet auftretende Panikattacken, nicht an bestimmte Situationen gebunden. Ausgeprägte körperliche Symptomatik, die für Patienten oft im Vordergrund steht, zum Beispiel Herzrasen, Schweißausbrüche, Beklemmungsgefühle, thorakales Engegefühl, Zittern, Atemnot, gastrointestinale Symptome wie Magendrücken, Magenbrennen, Übelkeit, Schwindelsymptomatik, Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen, Parästhesien, Depersonalisations- oder Derealisationserleben, Angst die Kontrolle oder den Verstand zu verlieren, Angst aufgrund der starken körperlichen Symptomatik umzufallen, zu kollabieren oder sogar zu sterben. Nach Panikattacken treten häufig starke Erwartungsängste auf, erneut eine Panikattacke zu erleiden (Angst vor der Angst, Phobophobie). In der Folge kann sich eine Agoraphobie entwickeln. Patienten vermeiden Situationen, aus denen sie im Falle einer plötzlichen Panikattacke nicht oder nur schwer flüchten können oder ihnen niemand zur Hilfe kommen kann (z.B. Bus, volle Kaufhäuser). |
Generalisierte Angststörung (GAS)
|
Kernsymptom der GAS sind exzessive Sorgen, die sich auf verschiedene alltägliche Bereiche beziehen und als unkontrollierbar empfunden werden (mindestens sechs Monate andauernd). Sorgenprozesse werden begleitet von einer über Wochen oder länger andauernden ängstlichen Anspannung mit anhaltenden körperlichen Symptomen wie motorischer Anspannung, autonomer Hyperaktivität, Hypervigilanz mit Einschlafstörung, Nervosität, Konzentrations-schwierigkeiten, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Unfähigkeit sich zu entspannen, Müdigkeit, Schwäche, Herzklopfen, Beklemmungsgefühle, Kopfschmerzen, chronische Muskelschmerzen in Schulter, Nacken und Rücken. Sorgenthemen sind zum Beispiel das Wohlergehen der Familie, partnerschaftliche Beziehungen, Arbeit, Schule, Finanzen und Gesundheit. Das Sorgen nimmt viel Zeit des Tages in Anspruch. |
Soziale Phobie |
Dauerhafte Angst davor oder Vermeidung im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Kernsymptom ist die Befürchtung, sich peinlich, lächerlich oder erniedrigend zu verhalten. Angst tritt vor allem in kleineren sozialen Gruppen auf, selten in anonymen Menschenmengen. Angstauslösende Situationen sind Leistungen in der Öffentlichkeit zu zeigen, wie zum Beispiel Sprechen, Schreiben oder Essen oder das Aufsuchen einer öffentlichen Toilette. Häufige körperliche Symptome sind Erröten, Zittern, Angst zu Erbrechen, Drang zum Wasserlassen beziehungsweise Angst davor, Schwitzen und Vermeiden von Blickkontakt; Symptome können das Ausmaß von Panikattacken annehmen. |
Spezifische Phobie |
Intensive und dauerhafte Angstreaktion vor eng umschriebenen Objekten oder spezifischen Situationen, die weitestgehend vermieden werden. Konfrontationen mit den gefürchteten Objekten oder Situationen lösen unmittelbar intensive körperliche und psychische Symptome aus, die das Ausmaß von Panikattacken annehmen können. Häufige phobische Reizobjekte und -situationen sind Tiere, Höhen, Donner, Fliegen, kleine geschlossene Räume, Anblick von Blut oder Verletzungen, Injektionen, Zahnarzt- und Krankenhausbesuche. |
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com